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Was bedeutet „Herandopen“ ?

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Saarbrücker Zeitung Bericht von Sascha Sprenger

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Wissenschaftler diskutieren über die Möglichkeiten im Kampf gegen Sport-Betrug
Wie kann die Wissenschaft zum Kampf gegen Doping beitragen, wo sind ihre Grenzen? Auf Schloss Dagstuhl diskutierten Experten jetzt darüber, wie Sport-Betrug aussieht und was dagegen zu tun ist.
 - Von SZ-Mitarbeiter Sascha Sprenger -
Wadern. Was kann die noch junge wissenschaftliche Disziplin „Sportinformatik“ im Kampf gegen Dopingleisten? Dieser Frage gingen in dieser Woche Vertreter von Informatik und Sportwissenschaft auf Schloss Dagstuhl bei Wadern nach. Bei einer Podiumsdiskussion stellte Professor Martin Lames von der Universität Augsburg, gleichzeitig Vizepräsident der deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft, seine neue Studie vor. Dabei verglich er in mehreren Leichtathletik-Disziplinen die Entwicklung der Weltrekorde sowie den Schnitt der 20 besten Leistungen pro Jahr seit 1960. Er beobachtete, dass es zwischen 1965 und 1988 eine ungewöhnliche Leistungsexplosion gab, die interessanterweise zu den jeweiligen Olympischen Spielen ihren Höhepunkt hatte. Dies sei nicht alleine auf neue Techniken oder Trainingsmethoden zurückzuführen, sondern definitiv auf die Benutzung von legalen oder illegalen Drogen, so Lames.
Das Jahr 1965 bezeichnet er als so genanntes „Dope-in“. Es markiert die Einführung und Benutzung von Steroiden im Leistungssport. Seit 1988 und der weltweiten Einführung von Trainingskontrollen stagniere die Leistung in auffälliger Weise. Lames unterstützt die These, dass sich viele Sportler bewusst oder unbewusst mit ausgeklügelten Methoden bis an die Grenze des Erlaubten „herandopen“. Er fände es immens interessant, bei Dopingkontrollen vor großen Wettkämpfen die Werte aller Sportler zu veröffentlichen und nicht nur die „auffällig“ gewordenen. Sobald mehrere der getesteten Athleten nur knapp unter der Schwelle des Erlaubten liegen sollten, müsste das seine Theorie bekräftigen.
Sind Dopingfälle also nur Fehler in der Medikation unerlaubter Substanzen durch beteiligte Trainer und Ärzte? Werden Sportler sogar teilweise regelrecht zum Doping gedrängt? Mehrere Experten wiesen auf den Missstand hin, dass Sportverbände auf der einen Seite den Kampf gegen Doping verschärfen, auf der anderen Seite jedoch die Normen für die Teilnahme an Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen immer höher ansetzen. Hinter allem steckt natürlich auch eine finanzielle Komponente, denn viele Sportverbände können und wollen es sich heute nicht mehr leisten, Sportler zu Wettkämpfen zu schicken, die aus ihrer Sicht keinerlei Chancen auf vordere Platzierungen haben.
Die Informatik kann helfen, indem sie eine Plattform für die Datensammlung bietet. Durch die Auswertung spezieller Daten (beispielsweise physiologische wie Schrittlänge oder Körpergröße) könnten bei Sportlern gewisse Muster festgestellt werden, die auf unnatürliche Leistungssteigerung hinwiesen. „Ein endgültiger Beweis kann es nie sein“, meinte Lames. „Aber es kann ein hilfreicher Hinweis sein, diesen Sportler verstärkt zu testen, wenn er Leistungen erbringt, zu denen er rein physiologisch nicht in der Lage sein dürfte.“

 

Vom Wunsch, so gut wie möglich zu kontrollieren

 

Wadern. Auch über den realen Kampf gegen Doping wurde auf Schloss Dagstuhl diskutiert. Schon heute müssen deutsche Kader-Athleten ihren Verbänden beinahe täglich über ihren Aufenthaltsort und Trainingsmethoden Auskunft geben. Dies geschehe auch zum Schutz der Sportler, wie Martin Blatt von der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) erklärte. Er berichtete von knapp 50000 Trainingskontrollen zwischen 1989 und 2002. A-Kader-Athleten wie Stabhochspringer Tim Lobinger würden im Schnitt zwischen zwölf- und 15 Mal pro Jahr getestet.
Blatt wies zudem auf die im Jahr 2003 eingeführte weltweite Datenbank Adams (Anti-Doping Administration & Management-System) der Weltdoping-Agentur Wada hin. Nur durch den weltweiten Austausch von Daten und weltweite Standards, was die Häufigkeit der Tests und die Erfassung von Daten angehe, könne der Kampf gegen Doping wirklich Erfolg haben. Bis dahin sei es aber noch ein weiter Weg. Bisher scheitere die Effektivität dieser Datenbank schlicht daran, dass nicht genügend Länder sie beliefern und Daten ihrer Sportler zum Austausch bereitstellen. Blatt rechnet nicht vor 2008 mit einer befriedigenden Lösung in dieser Frage. Aber er ist optimistisch: „Diese Globalisierung im Kampf gegen Doping wird klappen. Wir werden Doping wahrscheinlich nicht ausrotten können, aber wohl kontrollieren können, so gut es geht.“ spr


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