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Seit 1. Januar 2005 steht Schloss Dagstuhl auf der "Blauen Liste"

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Seit 15 Jahren reist die High Society der Informatik-Welt zu einem einsamen Schloss im nördlichen Saarland, um dort über neueste Forschungsergebnisse zu diskutieren. Das internationale Begegnungs- und Forschungszentrum für Informatik (IBFI) auf Schloss Dagstuhl zählt heute zu den bedeutendsten Forschungsinstituten in Deutschland. Seit 1. Januar 2005 steht es deshalb auf der so genannten "Blauen Liste", die bundesweit herausragende Forschungszentren vereint. Künftig wird Schloss Dagstuhl dadurch nicht mehr allein von Saarland und Rheinland-Pfalz finanziert, sondern gemeinsam von Bund und Ländern.

Wer als Informatiker Schloss Dagstuhl besucht, hat eine persönliche Einladung im Gepäck. An den Seminaren mit internationalen Spitzenforschern dürfen nur Wissenschaftler, Doktoranden und Fachleute aus der Industrie teilnehmen, die als ausgewiesene Experten des jeweiligen Tagungsthemas gelten. Ein wissenschaftliches Direktorium unter Leitung des Saarbrücker Informatik-Professors Reinhard Wilhelm begutachtet Programm und Teilnehmerlisten für jedes der über 40 Dagstuhl-Seminare pro Jahr. Zu den Referenten zählen unter anderem Informatik-Forscher der amerikanischen Eliteuniversitäten wie Berkeley und Stanford. Auch fast alle Preisträger des bedeutendsten Forschungspreises in der Informatikwelt, des Turing Award, haben bereits in Dagstuhl vorgetragen. Damit sind Forschungsdiskussionen auf höchstem Niveau garantiert. Denn keiner der oft weit angereisten Informatiker soll enttäuscht werden. Mehr als 2000 angesehene Wissenschaftler aus aller Welt kommen jedes Jahr zu den Tagungen ins Saarland. "Viele Forschungsgebiete, die heute aus der Informatik nicht mehr wegzudenken sind, wie zum Beispiel die Bioinformatik, wurden erstmals intensiv auf Schloss Dagstuhl diskutiert", sagte Professor Reinhard Wilhelm.

Die Seminare auf Schloss Dagstuhl müssen schon ein Jahr im Voraus gebucht werden, denn die Nachfrage internationaler Forschungsteams ist hoch. Auch einzelne Wissenschaftler schätzen die konzentrierte Arbeit in klösterlicher Ruhe, und manche bleiben für mehrere Wochen im Schloss. Für ihre Forschungen können sie eine der umfangreichsten Informatik-Bibliotheken Deutschlands benutzen, und das rund um die Uhr. Alle relevanten wissenschaftlichen Fachzeitschriften und aktuelle Forschungsliteratur zur Informatik, überwiegend in englischer Sprache, befinden sich in dem internationalen Forschungszentrum.

Mit der Aufnahme von Schloss Dagstuhl in die "Blaue Liste" erkennen Bund und Länder die enorme wissenschaftliche Ausstrahlung des Forschungsinstituts an. Bisher teilen sich das Saarland und Rheinland-Pfalz die Finanzierung pro Jahr im Verhältnis zwei zu eins. Von 2006 an werden Bund und Länder gemeinsam für das weltweit einmalige Informatik-Zentrum aufkommen. Neben dem Institut für Neue Materialien in Saarbrücken ist Schloss Dagstuhl die zweite saarländische Einrichtung, die sich in die "Blaue Liste" der Elite-Institute einreihen durfte. Zu den Gesellschaftern von Schloss Dagstuhl zählen die Universitäten in Saarbrücken, Darmstadt, Frankfurt, Kaiserslautern, Karlsruhe, Stuttgart und Trier sowie die Gesellschaft für Informatik.

Hintergrund: Die "Blaue Liste"

Die "Blaue Liste", die von der Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung erstellt wird, umfasst aktuell 84 außeruniversitäre Forschungsinstitute und wissenschaftliche Serviceeinrichtungen in Deutschland. Die Forschungsinstitute bearbeiten langfristig angelegte Projekte, die in der Regel interdisziplinär sind und sich wegen ihres Umfangs oder ihrer Inhalte nicht für die typische Universitätsforschung eignen. Die Serviceeinrichtungen bieten den Wissenschaftlern umfangreiche Dienstleistungen wie etwa das Tagungszentrum und die Bibliothek von Schloss Dagstuhl. Die Institute der "Blauen Liste" haben sich in der Leibniz-Gemeinschaft zusammen geschlossen. Sie erhielten 2004 insgesamt 722,3 Mio. Euro von Bund und Ländern.