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Unkonventionelle Wege zur Kunst

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Schloss Dagstuhl - real wie virtuell ein ideales Kunstforum Saarbrücker Zeitung

Schloss Dagstuhl - real wie virtuell ein ideales KunstforumWadern. Logik bestimmt das Handeln auf Schloss Dagstuhl bei Wadern. Ein 1995 fertiggestellter Neubau mit Kreuzgang und langen Wänden verlangt nach Kunst, verstand sich daher für den Wissenschaftlichen Direktor des Begegnungszentrums, Reinhard Wilhelm. Vor allem, weil beim Neubauvorhaben ein gewisser Prozentsatz für „Kunst am Bau“ vorgesehen war. Die Praxis war freilich eine andere: Längst waren die Pfründe verteilt, bevor offiziell eine Entscheidung getroffen wurde. So nicht, sagte Reinhard Wilhelm. Dito, sagte darauf das für die Vergabe der Mittel zuständige Kultusministerium, schlug die Gelder für die künstlerische Ausgestaltung des Neubaus dem Bauetat zu, und die Wände blieben leer. Dann eben anders, und Reinhard Wilhelm lud Künstler aus der Region, nach einer Weile auch aus der Republik und dem Ausland ein oder suchte die Zusammenarbeit mit der Hochschule der bildenden Künste Saar. Längst bewerben sich diejenigen, die hier ausstellen wollen auf eigene Initiative. Derzeit ist die in Saarbrücken lebende Absolventin der Saar-Kunsthochschule Mia Unverzagt zu Gast. Solange es sich um Tafelbilder, Fotografien, Plastiken oder multimediale Projektionen, wie derzeit die von Tim Otto Roth, handelt, hat hier, was aus erfahrenen und gut ausgebildeten Händen stammt, seinen Platz.
Alles das begann vor gut zehn Jahren, wodurch unversehens der Informatiker und Wissenschaftliche Direktor des Dagstuhler Begegnungs- und Forschungszentrums zu einer Art Galerist wurde. Das hätte er nie gedacht, kommentiert er diese Entwicklung. Er ist für die Auswahl der Künstler verantwortlich, lässt sich aber auch beraten. Dennoch ist Dagstuhl keine Galerie im engen Sinn. Es ist und bleibt eher „ganz klar ein Forum“, bestätigt Reinhard Wilhelm. Aus Künstlersicht finden sich vor Ort ideale Bedingungen: ein festes Publikum aus den Gästen des Begegnungszentrums und gut 300 Besuchern pro Ausstellung. Kommt es bei den fünf bis sechs Ausstellungen im Jahr zum Verkauf, gehen 100 Prozent der Einnahme an den Künstler.
Dagstuhl hat ein eigenes Verfahren, mit dem es sich dauerhaft Kunst für Flure und Zimmer sichert. Ein Werk eines ausstellenden Künstlers wird im Internet und unter den Gästen zum Verkauf angeboten, wobei die Spender Anteile in Höhe von 50 und 100 Euro erwerben können. Kommt auf diesem Weg ein Ankauf zustande, sind die Namen der Spender unter dem jeweiligen Bild verzeichnet. Rund 25000 Euro, so Reinhard Wilhelm, sind auf diesem Weg als Kunstspenden zusammengekommen.
Die scheinbare Randlage ist in Zeiten des weltweit gespannten Datennetzes, zumal in einem Forschungszentrum für Informatik, zweitrangig. Denn jeder hier ausstellende Künstler mit seiner Vita ist über einen Link mit der Internetseite von Schloss Dagstuhl verbunden. Daher ist es absolut unerheblich, dass der Ausstellungsort Dagstuhl verwunschen im Nordsaarland liegt, weil die Ausstellungsbedingungen für die Künstler real wie virtuell ideal sind. Dass dieses Konzept funktioniert, ist für Reinhard Wilhelm der Beweis, dass auch unkonventionelle Wege zur Kunst ans Ziel führen. sg

Sabine Graf, Saarbrücker Zeitung vom 24. Februar 2005

Projektion Tim Otto Roth bis 6. März. Ausstellung Mia Unverzagt bis 23. März. Öffnungszeiten von Mo. bis Do. von 9 bis 16 Uhr. Fr. von 9 bis 14 Uhr. Voranmeldung unter: Tel. (06871) 9050. Infos: www.dagstuhl.de